Ich bin der Boss. Machtstrategien für Frauen by Barbro Dahlbom-Hall
Autor:Barbro Dahlbom-Hall [Dahlbom-Hall, Barbro]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783105615508
Herausgeber: FISCHER Digital
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
Klare Worte
Führung verlangt Wissen und bei Bedarf Kontrolle. Sprachliche Einfachheit setzt viel Wissen voraus. Frauen meinen oft, daß sie sich zu einfach ausdrücken. Doch wer über eine Sache gut Bescheid weiß, braucht sich vor einer vereinfachten Darstellung nicht zu scheuen. Die Sprache der Männer ist dagegen komplizierter; sie reden «Fachchinesisch», schmücken aus, wiederholen sich. Frauen erkennen bald, daß alles viel einfacher und schneller geht, wenn sie selbst das Wort ergreifen. Ja, manchmal sind ihre Ausführungen peinlich kurz und wenig anspruchsvoll – doch wer sich kurz und bündig ausdrücken will, muß über gute Fachkenntnisse verfügen.
Frauen müssen lernen, daß Worte, die sich «nach unten» richten, wichtiger sind als solche, die «nach oben» oder auf gleicher Ebene ausgesprochen werden. Männer reden am liebsten nach oben und auf gleicher Ebene: «Wir wollen Karthago niederreißen, und zwar mit der PCP-Methode.» Für einen Chef oder eine Chefin kommt es jedoch vor allem darauf an, daß er oder sie mit seinen/ihren Worten den Mitarbeitern Ziel, Sinn und Engagement vermittelt. Und seine oder ihre Worte müssen verstanden werden.
Kraft erwächst aus Leidenschaft, aber auch aus Visionen. Die wenigen Untersuchungen über weibliche Führungskräfte, die es gibt, zeigen uns, daß zufriedene Frauen – Frauen mit einem festen Stand auf der Wippe – den Mut haben, größere Visionen und breitere Perspektiven mit ihrer täglichen Arbeit zu verbinden.
Die Wissenschaftlerin Ingela Thylefors hat nachgewiesen, daß Frauen ihre Führungsfunktion als Mittel zum Zweck ansehen: Sie streben damit ein bestimmtes Ziel an, versuchen ein Ergebnis zu erlangen. Für Männer ist die Führungsaufgabe primär eine Funktion, die der Karriere dient. Frauen fällt es weniger leicht, sich mit Dingen zu beschäftigen, die aus ihrer Sicht sinnlos sind. Sie wollen, daß das, was sie tun, «der Sache dient». Sie sehen die Dinge aus einer anderen Perspektive, weshalb es ihnen auch viel leichter fällt, visionär zu denken. In der gleichen Untersuchung zeigt Ingela Thylefors auch, daß Frauen sich mehr für die Führungsarbeit als solche, also für den Führungsprozeß interessieren.
In Gedanken setze ich ihr einen großen Hut auf, der Frau auf der Wippe! Er ist ein Symbol für den Mut, sich zu zeigen und deutlich zu sein. Auf dem Brett zu stehen, zu wippen, aufzufallen – und dies als Frau: das macht stark.
Wohin dann mit dem Gewicht – das Brett kann ja in zwei Richtungen kippen? Auf der einen Seite befinden sich die Verwaltung und die Organisation. Um ihre Visionen zu verwirklichen und Veränderungen durchzusetzen, muß frau sich als Chefin auf die Seite der Organisation neigen und deutlich sagen: «Jetzt treten wir in Aktion.» Wichtig ist, daß frau die Verwaltung auch als solche kennt und durchschaut, und zwar nicht nur auf dem Papier. Frauen sind oft zu buchstabengläubig. Um voranzukommen, muß sie «fließen» können, die Rituale kennenlernen und herausfinden, in wessen Macht es steht, zum Beispiel einen Reformprozeß zu unterstützen.
Zum «In-Aktion-Treten» gehört eine weitere Dimension, die Frauen kennen und mit der sie umgehen können müssen. Von einer Chefin wird erwartet, daß sie weiß, was die anderen wollen. Wer jedoch, wie erwähnt, seine Entscheidungen von der vermuteten Zustimmung der anderen abhängig macht, ist feige.
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